Go to content Go to navigation Go to search

My Life, in Boxes

Jeder kennt natürlich Moving.

Heute hatte ich einmal mehr das Vergnügen, einem Umzug zuzuschauen: Meinem eigenen. Es ist ja nicht damit getan, dass die Umzugsleute schon morgens um 8 Uhr antanzen (gähn). Nein, es wartet ein ganzer Tag voll netter Überraschungen.

Ein letzter Blick auf “zuhause”. Das wird jetzt auseinandergerissen. Gleich sind ein, zwei kräftige junge Männer damit beschäftigt, Kisten und Tragegurte in die Wohnung zu wuchten. Gut, vielleicht hätte ich selbst schon vorpacken können. Aber langsam bin ich zu alt dafür, und ausserdem habe ich hier neun Jahre gewohnt – wer reisst da schon gerne selbst.

Die ersten Bücher verschwinden aus dem Regal. Die Bitte, sie doch so und so zu sortieren (nämlich möglichst so, wie sie auf den Brettern standen), wird freundlich beachtet, bedarf aber wiederholter Erklärungen. Nun gut, es war vielleicht wirklich ein wenig kompliziert.

Dass das Umzugsgut in drei verschiedene Richtungen verschwinden soll, bereitet dagegen so gut, wie keine Probleme. Ich muss halt nur dauernd wie ein gegrilltes Eichhörnchen durch die Wohnung rennen, und Anweisungen geben. Wenigstens hält mich das davon ab, selbst zu arbeiten.

Zwischendurch Bemerkungen über meine kostbaren Möbel (gucken Sie mal hier, die Schrauben, schon ganz durch und viel zu klein!).

Der mitgebrachte Laster erweist sich als zu gross. Gut, weil dann mehr hineinpasst, als geplant. Schlecht, weil das eventuell teurer wird. Und das, obwohl ich vorher geschlagene zwei Monate damit beschäftigt war, überflüssiges abzugeben, zu verschenken oder schlicht wegzuschmeissen. (Schonmal überlegt, wie die Abschreibungsraten auf Konsumgüter sind? In dem Moment, wo sie gekauft sind, sind die meisten Sachen nichts mehr wert.)

Abgesprochen war, dass ich im Umzugswagen mitfahre. Da ist aber kein Platz. Also Eisenbahn (zwei Stunden, nicht ungünstig, weil Ruhe) und Taxi (45 Mäuse). Ja (bzw. nein), mein neues Zuhause ist nicht zentral gelegen.

Die Umzugsleute warten schon (mit leicht vorwurfsvollem Blick). Der Taxifahrer weist jeden Versuch, mit auch nur mittelgrossen Banknoten zu zahlen, zurück. (Sowas habe ich das letzte Mal in England erlebt, wo eine Fünfzigpfundnote ein tatsächlich unüberwindliches Hindernis darstellte, und Bezahlung mit Karte gleich völlig undenkbar war.) Ich gebe ihm seufzend mein letztes Kleingeld, dann wird das Trinkgeld für die Umzügler halt etwas grösser.

Kein Parkplatz, war ja klar, und fünfzig Meter weiter zu parken, scheint unmöglich (zu weit zum Tragen – würde ich vermutlich auch sagen). Mit nur geringfügig gutem Zureden lässt sich eine Urlauberfamilie bewegen, ihren Passat einen halben Meter beiseite zu rücken.

Zwischendurch taucht eine wundersüsse Miezekatze auf. Ausgewachsen, aber blaue Augen! Ich bin hin und weg, und spüre die leicht irritierten Blicke meiner Umzugshelfer im Rücken. (Mir doch egal. Wenn der Cargo Owner eine Miezekatze zu streicheln beliebt, ist das seine Sache!)

Das Haus ist ein Altbau, und zwar so richtig alt. Holzbauweise. Der Schlüssel bewegt sich nicht im Schloss, ich überlege eine Säge zu holen. Oh Wunder – die Tür ist schon offen.

Das Treppenhaus in der alten Wohnung war schon eng, hier ist es der reine Buddelschiffbau. Es passt alles. Aber ich hätte mir bei einigen Sachen doch etwas mehr Blubberfolie gewünscht. Schon alleine wegen der Wände (vor meinem inneren Auge taucht das Übergabeprotokoll auf, beinahe jungfräulich).

Das Schlafzimmer ist unterm Dach. Heiss. Ich hoffe auf einen kalten Winter, damit ich dort schlafen kann. Sonst willkommen im Gästebett!

Der Keller ist voll. Die nunmehr geleerten Kisten passen nicht hinein. Ich gebe sie mit, man ist ja nicht geizig, sie waren eh schon alt. Ihr Inhalt verteilt sich locker über die ganze Wohnung. Nein danke, das Einräumen mache ich dann gerne selbst. Mir reicht’s.

Das grössere Trinkgeld wird mitgegeben (zugegebenermassen, sie haben es sich verdient, ich hätte auch eines verdient, aber mir gibt niemand eines).

Blick aus dem Fenster, sie sind weg! Frisches Hemd aus irgendeiner Kiste gezerrt, ab ins nächste Café – hundert Meter weit weg, und am See! Weitere Miezekatzen (falls hier jemand eine Prägung zu entdecken meint: Ganz recht), und ein etwa kuhgrosser Bernhardinerwuschelhund mit etwa miezekatzengrossem Hundekollegen (wahrscheinlich im Wäschetrockner eingelaufen). Ich liebe mein neues Zuhause!

[2006-08-16 00:03 | | ]
[Kat. | Tags: ]

  1. limone    2006-08-16 03:26    #

Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen.