Second Life: Bekenntnisse einer Camperin
So, nachdem ich eure Aufmerksamkeit habe, ein paar Gedanken zum Camping. Die Argumente gegen Camper sind immer die gleichen: warum seine Zeit damit verschwenden, der Strom ist teurer als die paar Linden, die das Ganze einspielt, und außerdem gibt es doch genug umsonst, und ansonsten kann man sich Spielgeld kaufen, und außerdem tragen Camper nichts Sinnvolles zur Gemeinschaft bei.
Ich bin jetzt seit einem Jahr in SL unterwegs und habe nur ca. 20 Euro “echtes” Geld hineingesteckt, obwohl ich inzwischen sicher schon 100 Euro ausgegeben habe für Kleidung oder Gadgets. 100 Euro, die ich nie via Kreditkarte in die Welt gebuttert hätte. Camper, die Geld in Second Life ausgeben, steuern den Geldfluss: sie bestimmen, welchem Designer oder Konstrukteur sie durch ihre Einkäufe das Geld zukommen lassen, das sie beim Campen verdienen. Soviel zur Auswirkung auf die Gemeinschaft.
Die Kaufkraft eines Linden lässt sich in etwa mit der Kaufkraft eines Euro vergleichen, 1 Paar Schuhe kostet z. B. 100 bis 400 L$, ein Designer-Abendkleid um die 1.500 L$. Eine Stunde “Arbeit” durch Campen bringt zwischen 12 und 18 L$ ein, wenn man das 1:1 umrechnet unter Berücksichtigung der Kaufkraft inworld, ist das gar kein so schlechter Stundenlohn für eine ungelernte Tätigkeit. Und die Ware, die ich mir mit so “erarbeitetem” Geld kaufe, ist gefühlt mehr wert als die, die ich von Geld kaufe, das ich ohne großen Aufwand via Kreditkarte von RL in SL einbezahlt habe. Danach habe ich die hinterlegte Kreditkarteninfo wieder gelöscht – so ganz traue ich der Datensicherheit bei LL nämlich nicht. Und nur auf Freebies möchte ich nicht setzen, ab und zu gibt es nämlich doch ein Designerstück oder ein nettes Gadget, das ich haben will und das es nur zu kaufen gibt.
Gute Camp-Plätze zu finden, ist auch gar nicht so einfach, es gibt Gruppen, die über gute Locations informieren, aber auch kleine Tricks, wie z. B. eine webbasierte Suche nach zahlenden Objekten, manchmal tauschen auch Camper gute Adressen via IM aus. Und selbst das Campen selbst erfordert manchmal eine gewisse Geschicklichkeit, wenn mehr Avatare als Camp-Spots da sind und um die Spots kämpfen. Nur gegen Bots macht das Kämpfen keinen Spaß – die sind zu schnell und lassen die Spots nicht mehr los, es sei denn, der Spot hat einen Bot-Schutz, dann sind sie einfach nur amüsant.
Das SL-Fenster läuft beim Campen meist im Hintergrund und im Vordergrund der Webbrowser, wenn ich nicht gerade mit Online-Kontakten in SL chatte, mein Inventar bereinige oder verschiedene Outfits anprobiere. Ab und zu gibt es auch einen Chat mit Mit-Campern, oder man befindet sich sowieso in einem Club, wo parallel Programm geboten wird und es nett kostümierte Avatare zu begucken gibt.
Klar könnte man sich auch in SL einen Job suchen – aber das artet dann schon in Arbeit aus, dann müsste man sich an feste Zeiten halten, könnte nicht zwischendrin Pause machen, wie es einem passt, müsste sich genau mit den gleichen Sachen herumärgern wie im RL bei der Arbeit – wozu?
Mehr zu dem Thema vielleicht demnächst.
[2008-03-11 00:21 | Olivia Adler | ]
[Kat. homo-ludens metaverse | Tags: sl,second life,camping,campen,camper]
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